28.04. * 13.00 Uhr
Ich laufe von Vedado in die Innenstadt (1h), immer entlang
Malecon. Eine alte Dame wäscht ihre Wäsche am leicht verschmutzten Ufer und ein
Junge wirft, auf der Mauer sitzend, seine Sehne aus, zum angeln – ohne Angel!
Heute bekomme ich ein Auto und bin etwas verstört, wenn ich
die Straßen betrachte. Schlaglöcher halbmannshoch, ohne Quatsch. Aber ich kann
damit zu Raulito nach Santiago de las vegas fahren und ihm morgen vielleicht
behilflich sein. Komischer Weise ist mir die ganze Zeit nicht danach, auf der
großen, weiten Insel Cuba irgendwo hin zu müssen, irgendetwas bestimmtes sehen
zu müssen. Alles hat Zeit.
17.00 Uhr
Ich stelle mich ganz gut an und komme mit dem Kleinwagen
heil in meinem Appartement an. Nasse Klamotten wechseln, Havanna hat 30 Grad
und mehr, an die Großfamilie schreiben, dann um die Ecke, in die kleine Bar mit
den leckeren Tachos. Ein hagerer, älterer Mann mit Basecap und kariertem Hemd
singt hin und her wippend unaufgefordert und für alle, zur schrillen Musik aus
den kleinen Boxen an der Decke des Cafés. Niemand ist ihm gram, niemand regt
sich auf und er selbst meint alles toternst. Mancher gibt ihm beim Hinausgehen
einen Faustcheck, um zu zeigen, dass alles in Ordnung so ist.
20.00
Ich warte ich auf Kamilla, wir gehen in die Fábrica de Arte
Cubano.
Was für ein Ort! Kunst der verschiedensten Art, modern und
anders, Lifemusik, Disco, Imbiss-Etage, abgefahrene Bars und es ist gut
gefüllt. Eins der Kunstwerke zeigt einen Raum, in dem Kamilla selbst auch schon
fotografiert wurde.
Ich bin etwas beruhigt, dass noch nicht alle jungen Leute
ihr Land verlassen haben, denn Kamilla erzählt mir, dass unter ihren Freunden
nicht einer ist, der hier bleiben will oder kann. Keine Jobs, keine Zukunft.
Die Eltern noch mit einer Pflegekraft versorgen und dann fort.
Wir hören sehr guten Jazz, eine Cubanische Pianistin spielt
ihre eigenen Kompositionen. Ihr Bruder am Schlagzeug, ein junger Mann am E-Bass
und ein sehr versierter Percussionist begleiten sie.
Mojito, Tanzen, Erzählen, um 1.30 Uhr muss es gut sein,
Kamilla arbeitet ab 9.00 Uhr. Sie hat derzeit abwechselnd drei Jobs, was bei
weitem nicht jeder von sich sagen kann. Beim Auschecken aus dem atemberaubenden
Gebäude entdecke ich meinen Traummann – einen der Securities. Ich beuge mich zu
ihm hin, er denkt ich möchte etwas sagen, nehme sein Gesicht und küsse ihn. Er
lächelt. Kamilla lacht und kriegt sich nicht mehr ein.
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