06 Mai, 2023

06.05.23 - Mein gelbes langes Sommerkleid

 06.05. * 13.00 Uhr

Berichte fertig, Bilder sortiert und übertragen, ich fahre zu Rauli und bin gespannt, wie er das Benzin aus meinem Auto bekommt. Ich freue mich auf die Familie und komme schon fast nach Hause. Natürlich wieder nicht, ohne mich zu verfahren. Raulito hat mich in die falsche Straße abbiegen sehen und ruft an… Herr Gott noch eins!

14.00 Uhr

Die gesamte Familie ist da, ich nasche sofort in der Küche Tomaten, dann machen wir uns gleich an die Arbeit. Papa steht Schmiere und passt ein bisschen auf.

Erst einmal wie im Film, Schlauch in die Tanköffnung und ansaugen.  Klappt nicht, Schlauch ist nicht krumm genug für die verborgenen Winkel. Rauli formt ihn mit dem Bunsenbrenner, wieder ansaugen, jetzt kommt was. Aber nur ne Ladung in den Mund, dann läuft’s nich weiter. Wird nix. Zweite Idee, Sitzbank hinten ab und direkt in den Tank, ein kleinerer Schlauch muss her...

Ich muss das Auto anlassen, wir probieren. Geht nicht richtig. Ein Telefonat, vielleicht weiß der Freund Rat, weiß er nicht! Erst mal ein Bier und ne Fluppe zum Überlegen. Karín, der liebenswürdigste Hund, den ich je kennengelernt habe, rennt aufgeregt umher, weil er sich um seine Katzen sorgt und trotzdem nichts verpassen will. Die Bande schläft sogar zusammen.

Mein gelbes langes, anliegendes Sommerkleid schwitzt inzwischen mit mir. Wir probieren weiter… jetzt hat er’s, an einer bestimmten Stelle drücken, an anderer halten und dann leicht auf’s Gaspedal und der kleine Kanister läuft voll, 5 mal. Wir fühlen uns wie Mafiosis und sind stolz auf unseren Clan. Dann ist meine Tankanzeige rot. 3 Liter müssen wieder zurück, sonst komme ich nicht nach Vedado. Mein Kleid ist nun endgültig durch. Nilda hängt es in den Garten und ich sitze in einem großen Handtuch da. Nach einer Zigarettenlänge ist es trocken.

16.00 Uhr

Ich halte mich nicht lange auf und fahre die 80 km zurück, um den Tank gleich wieder zu füllen. Raulito ist so glücklich. Jetzt, wo wir wissen, wie es geht, machen wir das natürlich morgen gleich nochmal. Dann hat er seine kleine Karre voll und einen Kanister für Notfälle.

Zwei Stunden Schlange stehen, wie gehabt. Macht nichts, ich bestelle Cappuccino und später Pizza in einem kleinen Restaurant, direkt an der Straße.

20.00 Uhr

Wir treffen uns wieder bei Rey, weil das seine einzigen beiden Spielttage im Catedral innerhalb der Woche sind und weil wir heute zu dritt zwei meiner Songs spielen will. Außerdem sind einige Schüler von ihm da, die auch etwas interpretieren wollen. Rey hat alles organisiert, Miriela freut sich ebenso. Ein hageres junges Mädchen hat die Stimmlage von Eartha Kitt. Wir staunen. 












05 Mai, 2023

05.05.23 - Mein Lieblingssong heißt „Havanna“…

 05.05. * 11.00 Uhr

Mein Frühstück, wie immer. Ich liebe es. Heute tausche ich bei Anna 100 Euro zum besten Kurs, seit ich hier bin: 190 Pesos für 1 Euro. Das Zählen dauert eine halbe Stunde und der ganze Tisch liegt voller Geld. Merkwürdig.

Raulito hat endlich die kleinen Teile bekommen, um seinen Wagen zu reparieren, doch jetzt ist vom vielen ausprobieren das Benzin total aufgebraucht. Ich stelle mich wieder in die Gasolino-Schlange. Sie ist erstaunlich klein. Allerdings wird die Station gerade aufgetankt. Anderthalb Stunden, ich hole mir zwischendrin Cappuccino und whatsappe mit meiner Oberbürgermeisterin. Wir werden in ein paar Tagen ein Interview haben, obwohl sie arg unter Zeitdruck ist. Die Vorbereitung muss auf diese Weise funktionieren… macht sie auch.

An der Station wurde diesmal ein senior abgestellt, um beim Tanken behilflich zu sein. Schiet! Der war beim letzten Mal nicht da. Meine großen Augen, die paar Brocken Spanisch und der flehendste Blick können nichts ausrichten, der Kanister bleibt leer. Su Jefe hat’s verboten und er würde Ärger bekommen. Also sage ich Rauli: lass dir was einfallen, wie wir das Benzin von meinem in dein Auto bekommen. Si, claro! No problema! Tengo ideas diferentes.

15.00 Uhr

Rey kommt mich in meinem Appartement besuchen. Wir tauschen uns aus, um dann morgen gemeinsam spielen zu können. Ich lasse mir Empfehlungen zu Cubanischer Musik zwischen Jazz & Tradition geben, wir hören uns Live-Aufnahmen von Flor und ihm an.

Am liebsten hätte ich Rey mal beim Unterrichten in seiner Schule erlebt. Obwohl er manchmal ein wenig stieselig sein kann, lieben ihn seine Schüler ganz bestimmt, denn auf der anderen Seite hat er die Fähigkeit, Dinge äußerst einprägsam und imposant zu erklären oder wiederzugeben. Und was er sagen will bringt er auf den Punkt. Das wichtigste aber ist sein Humor. Mit 58 Jahren - zu Schabernack fast jeder Zeit bereit! Wenn er auf seinem Motorroller steigt, sieht man ihm das an.

19.30 Uhr

Ich laufe zum Restaurant „La Catedral“, wo Rey und Miriela heute wieder auftreten. Vorbei an jeder Menge Hunden, die hier das Stadtbild ausmachen. Sie laufen in Vedado herum, als gehörte es ihnen, einfach quer über die Straße, Auto hin oder her und jederzeit bereit, sich von Nachbars Hund aufwiegeln zu lassen, zu einem gemeinsamen, lautstarken und andauerndem Abklatsch über: nein ich... – nein, ich! Wer – ich bin was? Jetzt hab ich’s vergessen, na gut, auf zur nächsten Runde: Wauuuu...

Auf dem Heimweg dröhnt aus jedem 3 Haushalt laute Musik. Die People hören Lionel Richie, Billy Joel oder auch mal Michael Bolton, den Friseur mit der unglaublichen Stimme. Livemusik ist was für Touri-Gegenden, oder das Restaurant aus dem ich gerade komme. Mein Lieblingssong von Miriel und Rey heißt „Havanna“…





04 Mai, 2023

04.05.23 - Salsa und viel böser Zucker

04.05. * 12.30 Uhr

Arbeitstag. Schreiben, telefonieren, dichten, organisieren… natürlich auch im Urlaub - ha, ha!

Ich suche mir ein schattiges Plätzchen, meine Cafébar mit Sänger um die Ecke hat noch zu. Die Sportsbar macht einen Cappuccino, der den Zuckergehalt eines Desserts hat… un otro, cin azúcar por favor. Langsam begreife ich die prallen Popos und Oberschenkel der Mädels. Früchte, den ganzen Tag und auch gerne mal den bösen Zucker, der in dem Zuckeranbau-Land rar geworden ist.

Auf dem Clo muss ich mich für das Zeichen Banane oder zwei hängende Kirschen entscheiden. Ich bin nicht sicher, aber Banane wohl am ehesten nicht.

Stunden später haben sie sich an die tippende, telefonierende Tante mit den Tränen ab und zu in den Augen gewöhnt, donnern aber trotzdem wieder den Glasboden meines Mojito voll mit weißem Zucker… Muchas gracias – de nada (gern gescheh’n).

Auf dem Rückweg Bilder „meines Viertels“ – ein Mann sitzt in seinem Korbstuhl mitten in einem verlassenen, winzigen Rummel mit geschlossener Bar, zwei andere palavern lauthals, mit rauchigen Stimmen auf einer Parkbank, ein vierter liegt schlafend unter einem Baum, wie ein Toter - mitten im Geschehen.

20.00 Uhr

Zuhause angekommen muss ich mich beeilen, Mario-Alexis wartet. Sie haben in einem Restaurant mit Tanz und Livemusik a la Playa reserviert… warte mal, Nachricht… ne doch nicht, es bleibt heute geschlossen. Wir gehen wieder in die casa de la musica. Okay.

Wer hat noch 500? Die Freunde knallen die Scheine auf die Tischmitte, wie zum Skat. Natürlich knall ich mit, auch wenn ich von der Flasche dunklen Rum nur ein oder zwei Gläschen abbekomme. Sie tun mir gut, die Jungs. Ich hoffe ich ihnen auch. Man kann ihnen ihre Sorgen ansehen, aber sie haben trotzdem einen lieben Blick für mich und… sie tanzen. Der Vorhang der großen Bühne öffnet sich und ein junges Animationspaar und ein Moderator – laut! - kommen herbei getanzt und fordern das Publikum heraus. Mario geht mit allen Freunden auf die Bühne. Sie, die Tanzlehrer, werden zu bestimmten Schritten aufgefordert. Alle machen mit. Ich filme und ärgere mich wieder, dass ich Christinas (meine Salsa Lehrerin Zuhause) Schritte nicht weiter trainiert habe.

00.00 Uhr

Der Schuppen schließt, wir schnappen 2 fremde Mädels und fahren zur Promende Malecon, weil einer der Freunde Geburtstag hat. Eine Stunde später bringe ich gefühlt alle nach Hause und muss auf meinem eigenen Nachhause-Weg ständig Straßen umfahren, weil sie beginnen, alles für einen Aufmarsch abzuriegeln. Ich bin bedient und spreche kein Wort mehr mit Mario. Auch, wenn er mir angeboten hatte, mich an meinem Appartement abzusetzen und dann 1 ½ nach Hause zu laufen, damit er mich sicher weiß. Klar, dann hätt’ ich besonders gut schlafen können. Also, hoy no hay besito para ti!














03 Mai, 2023

03.05.23 - Auch die Cubaner sagen "Schwein"...

03.05. * 11.00 Uhr

ja, ich hab ein bisschen Kopf.

Nach dem Frühstück muss ich mich beeilen, Rey steht vor der Tür, wir fahren nach Santiago de las Vegas zu Rauli - heute gibt’s ein Fest. Während der Fahrt erzählt er lauter witzige Dinge – von Freunden, die nach 2 Jahren in Deutschland nur „Tschüss“ sagen können, von Deutschen, die ständig „Suuuper“ sagen und von Flor, die sich in 4 Sprachen verständigen konnte.

13.30 Uhr

Die Freude bei unserer Ankunft ist groß. Raulito empfängt uns in Küchenschürze, er kocht schon den ganzen Tag. Ich habe den Rum mitgebracht und wir holen beide noch eine Stiege Bier in einem der „Spätis“. Mit meinen deutschen Augen gesehen wirkt sein Viertel ärmlich, er würde trotzdem nie von dort wegziehen. Früher konnte er in diesem Viertel in Hotels und Bars spielen. Er kennt hier so gut wie jeden. Gegenüber seines Hauses besitzt er eine kleine Bananenplantage, von der die Leute ihm ständig die Früchte klauen. So holt er sie manchmal nur zur Hälfte gereift von den Bäumen und hängt sie in seinen kleinen Hof, damit er auch mal dran ist. Er serviert sie als eine eine Art Chips – köstlich!

Papa Raul und Schwester Marialena kommen. Wir haben uns lange nicht gesehen. Marialena war die erste Sängerin der Saoco Band, die ich 2004 kennenlernte und für einen Auftritt nach Sassnitz holte. Sie hat einen kleinen geistigen Defekt und lebt daher bei ihrem Vater. An mich kann sie sich aber gut erinnern und will mehr wissen, als ich ihr auf die Schnelle erzählen kann.

Wir haben einen so wunderbaren Tag gemeinsam: Musizieren, viel lachen, essen, Musik hören, tanzen und Karín, Raulitos Hund, immer allgegenwärtig. Auch er tanzt mit mir. Nilda ruft wieder… Kariiin!

Wir reden über die vielen Freunde in Deutschland, über so manches Ereignis da drüben, über Al Jarreau und Cubas Zustand. Vater Raul ist in dem Zimmer, das jetzt Raulitos Studio ist geboren worden, berichtet er stolz. Und bis zur Revolution war alles gut, er fuhr einen Buick, es gab genug Arbeit. Das ist längst vorbei und bei jedem neuen Regime denken sie, jetzt geht es bergauf. Im Moment wohl nicht.

Die beiden Generationen Papa und Sohn würden ihr Land nie verlassen. Paola soll aber raus, am besten in Deutschland studieren. Sie ist begabt in Sachen Zeichnen und Sprachen, spricht allerdings nicht viel.

21.30 Uhr

Marialena, die lautstark für uns gesungen hat -wie lange nicht- möchte wiederholt a la casa. Papa Raul mit seinen 85 nicht.

Nilda ist immer und überall. Sie filmt, räumt auf, hat die Gäste im Blick und ist fröhlich. Sie will noch mit mir tanzen – der Rum schmeckt gerade so gut. Rey muss allerdings nach Hause gefahren werden, er war schon früh zum Unterrichten unterwegs und sein 95jähriger Papa wartet. Im Auto möchte er wieder deutsche Wörter wissen – Pferd, Schwein, was ist der Unterschied zwischen Kuh und Rind. Auch die Cubaner sagen Schwein, wenn jemand schmutzig ist. Wir verabreden uns für den nächsten Tag, um ein paar meiner Songs durchzugehen. Ich habe ihnen von der neuen CD etwas vorgespielt. Sie lieben es und haben sofort reingespielt.
















02 Mai, 2023

02.05.23 - Casa de la musica a la Playa

02.05. * 10.00 Uhr

Frühstück eine Stunde früher, ich bin ausgeschlafen und mache mich für den Umzug fertig. Mama Edgar macht ihren herrlichen Kaffee und irgendwie ist es mir ein wenig unangenehm zu gehen. Ich verspreche zu schreiben und bedanke mich viele Male.

12.00 Uhr

Ich suche die Tankstelle, die für Touristen angegeben wurde und stehe 2 Stunden in der Schlange. 600 km sollte ich mit einem Tank kommen, so der Mann bei der Übergabe. Ich habe keine 200 km hinter mir und die Anzeige zeigt vielleicht noch ein Drittel. Ich tanke lieber. Rauli sagt, was für ein Glück… nur 2h anstehen! In den nächsten Tagen werde ich versuchen einen Kanister für ihn zu füllen dort.

14.30 Uhr

Ignazio und Anna freuen sich, mich wiederzusehen. Ich beziehe mein altes Appartement und fühle mich sofort Zuhause. Um die Ecke warten Cappuccino und der wippende, hargere Sänger .

17.30 Uhr

Fertig zum Losgehen. Antje und Edgar haben einen Guide für mich gefunden, der mich in die Casa de la musica a la Playa begleitet. Ich soll um 18.00 Uhr zu einem Konzert mit Alain Perez, einem Salsa-Star, vor der Halle sein, (Konzertbeginn 18.30 Uhr) weil wohl meist 2 Konzerte am Abend  stattfinden… weit gefehlt!

Auch diesmal verlasse ich den Pfad meiner Irrungen durch Cubas Straßen nicht und brauche ewig für einen 10min Weg. Edgars Freund Mario-Alexis hält schon nach mir Ausschau, als ich um 18.15 Uhr eintreffe. Er steht mit seiner Gang vor dem herrlichen Gebäude, wir sind die Ersten. Von drinnen klingen die letzten Töne des Soundchecks – laut. Eine halbe Stunde später dürfen wir rein, ich zahle brav Eintritt für Mario, das macht man hier so…

Wir bekommen einen Tisch, hinten, neben den Soundmen. Goldrichtig, wie sich später herausstellen soll. Auch im Saal sind wir die Ersten, beeindruckend, mit einem Hauch von großartiger Geschichte, wie so vieles, das ich bisher gesehen habe. Wir sind fünf und werden mehr, je später Der Abend. Eine Flasche Havanna, 3 Cola, 3 Energiedrinks für’s erste. Die Lady ist neu und muss 4000 Pesos zahlen. Als würde man erst einmal seinen guten Willen zeigen müssen oder die Meute testet, wo die Kotzgrenze ist. Trotzdem gefallen sie mir gut. Sie sind herzlich, witzig und beschützend. Allen voran Mario!

Ich hole 30 Euro (da Kurs zwischen120 – 190 Pesos für 1 Euro schwankt = 3900 – 5700 €) aus der Tasche und sage – mehr hab ich nich. Das geht in Ordnung.

20.00 Uhr

Der Laden beginnt sich zu füllen, in den Gängen beginnen die ersten Paare sich warm zu tanzen. Ein weiterer Freund nach dem anderen gesellt sich zu uns, mafiöse Gespräche am Nebentisch. Wir trinken und lachen, ich fotografiere. Aus den Lautsprechern und an den Videowänden Musik – laut.

21.00 Uhr

Er erscheint! Alain Perez mit 11 köpfiger Band (key, b, g, dr, perc, tb, 2tr, sax, 2backvoc), in Trainingshosen und T-Shirt mit einem Zopf bis zum Po - zu laut. Die Crowd kennt es nicht anders und ist sofort dabei, tanzen, zuhören, knutschen - mir platzten die Ohren. Was immer Alains Stimme hergeben würde, es erstickt in den hohen Mitten der Lautstärke. Ich laufe in alle Ecken und fotografiere, die Menschen mögen ihn, er wirkt sympathisch. Und sie lassen sich gern fotografieren – zumeist. Ich denke es verleiht auch Bedeutung und Respekt. Ich muss mir keine Mühe geben zuvorkommend zu sein.

Mario fragt unentwegt ob alles gut ist para mi. Angenehmes Gefühl. Er bekommt kleine Küsse dafür. Alle seine Freunde sind Salsa-Tanzlehrer. Er auch. Scheiße, ich kann’s immernoch nicht richtig und ärgere mich die Schritte für eine perfekte Drehung immr noch nicht aus dem FF zu können. Mario-Alexis schaut drüber hinweg und nimmt, was eben geht. Wir lachen viel und man bemerkt nicht, wie die Zeit vergeht. Die tanzenden Freunde landen irgendwann auf der großen Bühne bei Alain. Unglaublich, was für ein Abend!

02.00 Uhr

Ups! Raus hier...

 















01 Mai, 2023

01.05.23 - Tuchfühlung

01.05. * 10.30 Uhr

Mama Edgar und Dani machen Frühstück und kümmern sich herzlich. Sie wundern sich ein wenig über la alemana, die in der Sonne essen will, keinen Zucker in den Kaffee braucht, den halben Tag Tee trinkt und irgendwas ins Laptop schreibt oder ein Buch liest.

15.30 Uhr

Ich laufe durch La Playa und suche das Meer. Nicht mal das ist ganz so einfach. Wir denken bei Playa weit, das hier ist aber eher wie eine Gartenkolonie. Vorbei an einer uralten Telefonzentrale?, einem geschlossenen Kindergarten und einem Bus, der mir irgendwie bekannt vorkommt. Vorn steht: „Stadsdienst“. Meinen sie Stadt... oder Staat...? Wenn das nicht Kommunismus a la Playa ist!

Dani und Mama haben je in unterschiedliche Richtungen gezeigt auf die Frage nach dem Meer. Rauli am Telefon sagt: always down, down, but be careful to remind the way back… Ich drehe mich x mal um.

Heute ist mal Belohnung dran – ich finde ein fast elitäres kleines Restaurant direkt am Wasser, das so klar ist, dass man sofort hineinspringen möchte. An dieser Stelle aber gefährlich, alles ist felsig.

Ein Oktopus-Carpaccio will angesichts der Situation im Land nicht so ganz schmecken, auch wenn es zauberhaft aussieht. Mein Hirn spielt mittlerweile ganz schön verrückt. Es hat damit zu tun aufzunehmen, zu verarbeiten, zu begreifen und irgendwelche Schlüsse ziehen zu wollen. Gut, dass ich auf dieser Reise nicht vorhatte das Land zu erkunden, nur Tuchfühlung aufzunehmen.

Weg zurück - auf Anhieb. Auch das, neu. Ich geh’ mal früh zu Bett, morgen soll viel passieren.