03.05. * 11.00 Uhr
ja, ich hab ein bisschen Kopf.
Nach dem Frühstück muss ich mich beeilen, Rey steht vor der
Tür, wir fahren nach Santiago de las Vegas zu Rauli - heute gibt’s ein Fest.
Während der Fahrt erzählt er lauter witzige Dinge – von Freunden, die nach 2
Jahren in Deutschland nur „Tschüss“ sagen können, von Deutschen, die ständig
„Suuuper“ sagen und von Flor, die sich in 4 Sprachen verständigen konnte.
13.30 Uhr
Die Freude bei unserer Ankunft ist groß. Raulito empfängt
uns in Küchenschürze, er kocht schon den ganzen Tag. Ich habe den Rum
mitgebracht und wir holen beide noch eine Stiege Bier in einem der „Spätis“. Mit
meinen deutschen Augen gesehen wirkt sein Viertel ärmlich, er würde trotzdem
nie von dort wegziehen. Früher konnte er in diesem Viertel in Hotels und Bars
spielen. Er kennt hier so gut wie jeden. Gegenüber seines Hauses besitzt er
eine kleine Bananenplantage, von der die Leute ihm ständig die Früchte klauen.
So holt er sie manchmal nur zur Hälfte gereift von den Bäumen und hängt sie in
seinen kleinen Hof, damit er auch mal dran ist. Er serviert sie als eine eine
Art Chips – köstlich!
Papa Raul und Schwester Marialena kommen. Wir haben uns
lange nicht gesehen. Marialena war die erste Sängerin der Saoco Band, die ich
2004 kennenlernte und für einen Auftritt nach Sassnitz holte. Sie hat einen
kleinen geistigen Defekt und lebt daher bei ihrem Vater. An mich kann sie sich aber
gut erinnern und will mehr wissen, als ich ihr auf die Schnelle erzählen kann.
Wir haben einen so wunderbaren Tag gemeinsam: Musizieren,
viel lachen, essen, Musik hören, tanzen und Karín, Raulitos Hund, immer
allgegenwärtig. Auch er tanzt mit mir. Nilda ruft wieder… Kariiin!
Wir reden über die vielen Freunde in Deutschland, über so
manches Ereignis da drüben, über Al Jarreau und Cubas Zustand. Vater Raul ist
in dem Zimmer, das jetzt Raulitos Studio ist geboren worden, berichtet er
stolz. Und bis zur Revolution war alles gut, er fuhr einen Buick, es gab genug
Arbeit. Das ist längst vorbei und bei jedem neuen Regime denken sie, jetzt geht
es bergauf. Im Moment wohl nicht.
Die beiden Generationen Papa und Sohn würden ihr Land nie
verlassen. Paola soll aber raus, am besten in Deutschland studieren. Sie ist
begabt in Sachen Zeichnen und Sprachen, spricht allerdings nicht viel.
21.30 Uhr
Marialena, die lautstark für uns gesungen hat -wie lange
nicht- möchte wiederholt a la casa. Papa Raul mit seinen 85 nicht.
Nilda ist immer und überall. Sie filmt, räumt auf, hat die
Gäste im Blick und ist fröhlich. Sie will noch mit mir tanzen – der Rum
schmeckt gerade so gut. Rey muss allerdings nach Hause gefahren werden, er war
schon früh zum Unterrichten unterwegs und sein 95jähriger Papa wartet. Im Auto
möchte er wieder deutsche Wörter wissen – Pferd, Schwein, was ist der
Unterschied zwischen Kuh und Rind. Auch die Cubaner sagen Schwein, wenn jemand
schmutzig ist. Wir verabreden uns für den nächsten Tag, um ein paar meiner Songs
durchzugehen. Ich habe ihnen von der neuen CD etwas vorgespielt. Sie lieben es
und haben sofort reingespielt.
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