03 Mai, 2023

03.05.23 - Auch die Cubaner sagen "Schwein"...

03.05. * 11.00 Uhr

ja, ich hab ein bisschen Kopf.

Nach dem Frühstück muss ich mich beeilen, Rey steht vor der Tür, wir fahren nach Santiago de las Vegas zu Rauli - heute gibt’s ein Fest. Während der Fahrt erzählt er lauter witzige Dinge – von Freunden, die nach 2 Jahren in Deutschland nur „Tschüss“ sagen können, von Deutschen, die ständig „Suuuper“ sagen und von Flor, die sich in 4 Sprachen verständigen konnte.

13.30 Uhr

Die Freude bei unserer Ankunft ist groß. Raulito empfängt uns in Küchenschürze, er kocht schon den ganzen Tag. Ich habe den Rum mitgebracht und wir holen beide noch eine Stiege Bier in einem der „Spätis“. Mit meinen deutschen Augen gesehen wirkt sein Viertel ärmlich, er würde trotzdem nie von dort wegziehen. Früher konnte er in diesem Viertel in Hotels und Bars spielen. Er kennt hier so gut wie jeden. Gegenüber seines Hauses besitzt er eine kleine Bananenplantage, von der die Leute ihm ständig die Früchte klauen. So holt er sie manchmal nur zur Hälfte gereift von den Bäumen und hängt sie in seinen kleinen Hof, damit er auch mal dran ist. Er serviert sie als eine eine Art Chips – köstlich!

Papa Raul und Schwester Marialena kommen. Wir haben uns lange nicht gesehen. Marialena war die erste Sängerin der Saoco Band, die ich 2004 kennenlernte und für einen Auftritt nach Sassnitz holte. Sie hat einen kleinen geistigen Defekt und lebt daher bei ihrem Vater. An mich kann sie sich aber gut erinnern und will mehr wissen, als ich ihr auf die Schnelle erzählen kann.

Wir haben einen so wunderbaren Tag gemeinsam: Musizieren, viel lachen, essen, Musik hören, tanzen und Karín, Raulitos Hund, immer allgegenwärtig. Auch er tanzt mit mir. Nilda ruft wieder… Kariiin!

Wir reden über die vielen Freunde in Deutschland, über so manches Ereignis da drüben, über Al Jarreau und Cubas Zustand. Vater Raul ist in dem Zimmer, das jetzt Raulitos Studio ist geboren worden, berichtet er stolz. Und bis zur Revolution war alles gut, er fuhr einen Buick, es gab genug Arbeit. Das ist längst vorbei und bei jedem neuen Regime denken sie, jetzt geht es bergauf. Im Moment wohl nicht.

Die beiden Generationen Papa und Sohn würden ihr Land nie verlassen. Paola soll aber raus, am besten in Deutschland studieren. Sie ist begabt in Sachen Zeichnen und Sprachen, spricht allerdings nicht viel.

21.30 Uhr

Marialena, die lautstark für uns gesungen hat -wie lange nicht- möchte wiederholt a la casa. Papa Raul mit seinen 85 nicht.

Nilda ist immer und überall. Sie filmt, räumt auf, hat die Gäste im Blick und ist fröhlich. Sie will noch mit mir tanzen – der Rum schmeckt gerade so gut. Rey muss allerdings nach Hause gefahren werden, er war schon früh zum Unterrichten unterwegs und sein 95jähriger Papa wartet. Im Auto möchte er wieder deutsche Wörter wissen – Pferd, Schwein, was ist der Unterschied zwischen Kuh und Rind. Auch die Cubaner sagen Schwein, wenn jemand schmutzig ist. Wir verabreden uns für den nächsten Tag, um ein paar meiner Songs durchzugehen. Ich habe ihnen von der neuen CD etwas vorgespielt. Sie lieben es und haben sofort reingespielt.
















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